Handwerk & Tradition
Die Herstellung eines Taschenmessers in Solinger Manufakturarbeit
Ein Messer ist nichts weiter, als eine gelungene Verbindung aus Stahl (Eisen, Kohlenstoff und Spurenelementen), Holz und auch Leder und Edelmetallen. Erst die Fähigkeiten der vielen einzelnen Handwerker z.B. des Schmiedes, des Reiders und des Schleifers, formen aus diesen Komponenten ein schönes und belastbares Gesamtwerk.
Ein Taschenmesser besteht aus vielen Einzelteilen: Den Klingen, Erlen und Zwischenerlen, Schalen, Federn und Backen. Beim Reiden werden alle Einzelteile zu dem späteren Messer zusammengesetzt. Jeder Stift, jede Niete muß genau sitzen, damit später nichts wackelt oder sich löst. Durch ständige Kontrolle und gekonntes Nachbearbeiten der Einzelteile sorgt der Reider dafür, daß das Messer später perfekt öffnet und schließt und die Klinge sauber im Griff liegt. Viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und eine Vielzahl teilweise selbst gefertigter Werkzeuge sind nötig um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten - auch ohne aufwendige elektronische Prüfverfahren. Geringe Toleranzen im 10tel und 100tel Milimeterbereich sind dabei völlig normal und zeichnen ein von Hand gefertigtes Messer aus.
"Ausmachen" - Versäubern und polieren
Beim Ausmachen bekommt das fertig montierte Messer seine endgültige Form und seinen "Glanz". Das Ausmachen ist eine Arbeit bei der sowohl der sensible Umgang mit den einzelnen Materialien, sei es Holz, Permut oder Mammutzahn, als auch das präzise Herantasten an die endgültige Form maßgeblich ist. Der kleinste Fehler bei dieser Arbeit bedeutet, daß das Messer nicht mehr zu verwenden ist. Top oder Flop - hierbei entscheidet sich ob ein hochwertiges Qualitätsprodukt entsteht, oder nur (teurer) Schrott.
Eine Besonderheit ist die Verarbeitung von Hirschhorn. Hirschhornschalen werden vor der Montage präzise angepaßt und von Hand vernietet. Die Schalen können hinterher nicht mehr geschliffen werden, deshalb stehen unter Umständen die Nietenköpfe leicht hervor.
"Abziehen" - hier wird's scharf
Abziehen? - was ist das? Der Abzug soll jeder Schneide die Gebrauchsschärfe und Schnittfestigkeit geben. Das Schleifen von Hand oder auf der Maschine hat nie die spätere Gebrauchsschärfe zum Ziel. Sondern nur das Hervorrufen der Zweckform und des jeweils geeigneten Schnittwinkels. Nur der Abzug von Hand, z.B. auf einem Abziehstein, stellt zuletzt die entspechende Gebrauchsschärfe her. Der Abzug, und somit die Gebrauchsschärfe, ist natürlich immer abhängig vom Einsatzzweck des jeweiligen Messers. Was für ein Rasiermesser als stumpf gilt kann für ein Taschenmesser scharf bedeuten.
Putzen und Verpacken
Bevor ein Taschenmesser die Manufaktur verlässt, durchläuft es die Putzstube. Hier wird jedes Taschenmesser sorgfältigst in Handarbeit gereinigt, auf einwandfreie Funktion geprüft und für den leichten Gang mit einen Tropfen Öl versehen. Fertig!
Fertig? - Nein,noch lange nicht! Nach dem Putzen folgt das Packen. In der Packstube wird jedes Taschenmesser sorgfältig in Spezialpapier gewickelt, bevor es die Manufaktur in einer Schutzverpackung verlässt um dann bei Messerkennern in der ganzen Welt für Jahrzente seinen Dienst verrichtet.